„Wer lernt und nicht wiederholt, braucht eigentlich gar nicht zu lernen!“

Ein Vortrag an der Helmut Rau Schule

Das Lernen beschäftigt uns ein Leben lang und doch dauert es ein ganzes Stück, bis wir als Schüler einen Weg finden, wie wir erfolgreich lernen. Was für uns als Schüler gut war, muss aber nicht unbedingt für unser Kind das Richtige sein. Doch viele Eltern fragen sich heutzutage, wie sie ihr Kind dabei unterstützen können, effizient und erfolgreich zu lernen, um dabei auch den alltäglichen Lernstress zu Hause abbauen zu können. Denn wer kämpft nicht täglich mit Hausaufgabenstress im Elternhaus, Gemurre beim Wiederholen der Vokabeln oder endlosen Gesprächen am Essenstisch über Lernerfolge oder –misserfolge?

Am Donnerstag, 05. Mai 2018 ging Frau Ursula Schürmann vom gemeinnützigen Verein LVB Lernen e.V. in der Mensa der Helmut Rau Schule diesen und ähnlichen Fragen rund um das „Lernen lernen“ auf den Grund. Geladen hatte der Förderverein der Schule.
In ihrem zweiteiligen Vortrag brachte Frau Schürmann mit ihrer ansprechenden Art und ihrem Esprit den anwesenden Eltern und Lehrern wesentliche Erkenntnisse der Lernforschung spannend und praxisbezogen nah.

Dabei ging sie zunächst auf Lerntechniken ein und vermittelte grundsätzliche Forschungsergebnisse zum Lernen. Ohne Wiederholung ist Gelerntes nach etwa einem halben Jahr so gut wie vollständig aus dem Gedächtnis verschwunden, so dass Schüler voller Überzeugung behaupten: „Das haben wir noch nie gehabt!“ „Wer lernt und nicht wiederholt, braucht eigentlich gar nicht zu lernen!“, formulierte Frau Schürmann provokativ. Damit appellierte sie an die Eigenverantwortung der Schüler (und auch an die Verantwortung der Eltern), sich den einmal in der Schule erworbenen Lernstoff auch wirklich selbstständig dauerhaft anzueignen. Erst dann kann dieser bei Bedarf jederzeit aus dem Gedächtnis abgerufen und angewandt werden.

Das Langzeitgedächtnis ist die Lagerhalle des Gehirns, in der man nur dann etwas wiederfindet, wenn es ein bestimmtes System gibt und nicht das ungeordnete Chaos alles beherrscht. Wichtig sei es, vor allem die sogenannten Grundlagen (wie das Einmaleins, Vokabeln und grammatische Regeln) regelmäßig zu wiederholen, z.B. 10 Minuten, die als Ritual in den Tagesablauf eingebaut werden sollten. Dabei ist stundenlanges einmaliges Wiederholen vor einer Arbeit praktisch sinnlos.

Im zweiten Teil des Vortrages ging es dann um Lerntypen, die die Referentin in vier Gruppen einteilte. „Kein Lerntyp ist klüger als der andere. Sie unterscheiden sich in der Art und Weise, wie sie an den Lernstoff herangehen“, sagte sie. Der logisch abstrakte Lerntyp sei wissbegierig, suche sich Strukturen, brauche Fakten und Daten und habe eine schnelle Auffassungsgabe.

Der sicherheitsliebende Lerntyp sei sehr ordentlich, brauche Ruhe, lerne gerne auswendig und brauche Zeit, um alles zu bedenken. Der kreativ-chaotische Lerntyp arbeite unordentlich und oberflächlich, sei eine Art Last-Minute-Lerner, sei dafür aber sehr kreativ. Der emotionale Lerntyp frage erst gar nicht nach Logik, gehe planlos an Dinge heran und lerne im Wesentlichen, um es anderen Recht zu machen. Der Schlüssel zum Lernerfolg sei es, den Lerntyp des eigenen Kindes zu erkennen, um Situationen, in denen das Kind Lernprobleme hat, besser einschätzen zu können.

Der kurzweilige Vortrag erbrachte den Eltern und Lehrern somit nicht nur Denkanstöße für den Heimweg, sondern auch nachhaltige Tipps für das „richtige“ Lernen, so dass alle Anwesenden zum Schluss dankbar und froh waren, dass Frau Schürmann im Rahmen ihrer deutschlandweiten Schultour auch Stopp in Mainhardt gemacht hatte. (Bz)