Vortrag Michael Stahl

„Du bist nichts“ – Liebe ist alles!

Jeder kennt es wohl, diese Empfindung „nichts zu sein“, „nichts zu können“, die Schuld bei sich selbst zu suchen und dieses Gefühl, in einer immer stärker an Leistung orientierten Gesellschaft „nicht mehr mitzukommen“ oder gar ganz am Rande zu stehen.

Auch besonders in der Institution Schule, werden junge Heranwachsende von dieser Thematik berührt, bemühen sich Lehrer und Pädagogen seit Jahrzehnten um eine wirkungsvolle Prävention gegen Mobbing und Ausgrenzung. Einer der sich beinahe sein ganzes Leben mit den Auswirkungen von Schuld und Versagen konfrontiert sah, ist Michael Stahl. Als ehemaliger Bodyguard, der schon für Größen unserer Gesellschaft wie Boris Becker oder Dirk Nowitzki arbeitete, Kampfsportmeister und Nahkampfausbilder, war sein bewegtes Leben geprägt von Härte gegen sich und andere. Und doch durfte er die Erfahrung machen, dass nur bedingungslose Liebe den Menschen verändern kann, dass nur eine beständige Arbeit an sich selbst eine bessere Welt zu schaffen vermag.

Mit diesem Anspruch, allen, die die nötige Offenheit im Herzen tragen, diesen Weg zu zeigen, schreibt Stahl Bücher und reist durch das Land, um Vorträge zu halten. Am Montag, den 13.05. durfte ihn auch die Helmut-Rau-Schule in Mainhardt als Gast und Vortragenden begrüßen. Die Mensa der Schule war sehr gut besucht und der Redner vermochte es bereits nach kurzer Zeit, neben dem Interesse auch das Herz der Zuhörer für sich zu gewinnen. Das Herz, die Liebe, steht zentral in Stahls Anschauungen. Jedes Problem, das wir meinen mit anderen Menschen zu haben, gehe auf einen Mangel an Liebe zurück. Dies gelte für Kinder, Jugendliche, Eltern und auch Lehrer gleichermaßen. Jene Liebe muss aber nicht nur erfühlbar sein, sondern bewusst kommuniziert werden. Sie muss verbalisiert werden, um dem Gegenüber das Gefühl zu geben, akzeptiert zu sein, mit all seinen Fehlern, gebraucht und eben geliebt zu werden.

Diese wertschätzende Kommunikation findet seinen zentralen Platz besonders im Elternhaus. Am Esstisch, im täglichen Umgang, in der Freizeit – überall dort, wo sich Eltern und Kind von Angesicht zu Angesicht begegnen. Diese Momente sollten bewusst gelebt und genossen werden, denn irgendwann werden sie enden. Fragt man Kinder retrospektiv, was sie im Umgang mit ihren Eltern am meisten vermisst haben, so ist dies niemals Playstation spielen oder chatten, sondern Zeit gemeinsam, sinnvoll und aktiv zu verbringen, wie z.B. angeln, zelten oder klettern gehen. Liebe ist nicht geknüpft an das Verhalten eines Kindes, an Leistungen oder gar Folgsamkeit. Sie ist einfach.
Probleme und Konfrontation sind Bestandteil einer gesunden Entwicklung eines Teenagers. Diese Konflikte solle man offen und frei kommunizieren, auch um sich selbst von der Last zu befreien, einen inneren Groll zu hegen, über das, was man sich vlt. aus Angst vor Konfrontation, nicht traute zu sagen. Gelingt es einem, sich auf der gleichen Ebene zu begegnen, das Gegenüber nicht in seiner Rolle als Kind, Schüler oder Lehrer, sondern als Mensch, wahrzunehmen und wertzuschätzen, würde diese Wertschätzung auch erwidert werden und für beide heilsam wirken. Diese Form der Liebe gelte selbst dann, wenn vorausgegangene Verletzungen einen scheinbar unüberbrückbaren Graben geschaffen hätten, wie dies nicht selten bei Scheidungen der Fall ist. Auch dann verdiene der ehemalige Partner Würde und Wertschätzung für die gemeinsam erlebte Zeit.

Die Verbindung von persönlich er- und durchlebten Erfahrungen mit Philosophie und christlichen Werten, die Stahl an diesem Abend mit den Zuschauern teilte, vermochte zu fesseln und zum Nachdenken zu bringen. Gelingt es, auch nur einen kleinen Teil jener Haltung zu sich selbst und seinen Mitmenschen zu kultivieren, so würden unsere Beziehungen zu anderen Menschen wachsen und wir mit ihnen – zuhause, im Betrieb oder in der Schule.

Wer sich näher mit Michael Stahl befassen möchte, dem sei sein Buch „Kein Herz aus Stahl – Außenseiter, Bodyguard, Herzenskämpfer“ wärmstens empfohlen. Denn der Autor hat eine Botschaft, die Mut und Hoffnung macht und die aus dem Herzen, in die Herzen geht.

K. Schlicht