Mainhardter Grundschulklasse feiert Waldweihnacht
Am vergangenen Mittwoch feierte die Klasse 2b der Mainhardter Grundschule eine kleine Waldweihnacht. Der Wunsch war, dass es nicht nur alle Kinder und Menschen, sondern auch die Wildtiere zu Weihnachten besonders gut haben sollten.
Im Vorfeld wurde daher eifrig gebastelt und gemalt. Bunte Bilder mit verschiedenen Tierarten zum Aufhängen, sowie kleine selbstgemachte Futterrollen mit Vogelfutter daran und Apfelringe für die essbare Deko wurden für den Nachmittag vorbereitet.
Eine geeignete Stelle hatten die ortsansässigen Jäger, die hierzu befragt wurden, schnell gefunden. Auch der Waldbesitzer, Dieter Wieland, stimmte der Aktion sofort zu. Er stellte dafür eine seiner Tannen, am Wegrand im Wald zwischen Mönchsberg und dem Württemberger Hof gelegen, zur Verfügung.
Das ungemütlich nasskalte Wetter schreckte die Teilnehmer nicht ab, und so trafen sich alle um 16:00 am Birkenparkplatz. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Nicole Halfter, den Eltern, Geschwisterkindern und in Begleitung von Jäger Hans Gessler mit seiner Hündin “Bessy” begaben sie sich, gut ausgerüstet mit Lampen und Regenschirmen, zu Fuß auf den Weg.
Bis zum Erreichen des Bäumchens war es im Wald schon richtig dunkel geworden. Wie gut, dass es in der Dunkelheit schon aus der Ferne mit seiner Lichterkette sichtbar war. An einem Tisch stand heißer Apfelpunsch für die Kleinen bereit und Kerzen leuchteten mit sanftem Licht. Jägerin Anika Kupfer begrüßte die Gruppe herzlich im Wald, und dann durften die Kinder, die bereits ungeduldig warteten, zuerst einmal ihren Baum schmücken. Als erstes wurde eine Lage Stroh darunter ausgebreitet. Aus Rucksäcken und Taschen zauberten die Kinder lauter kleine Leckereien für die Waldtiere. Verschiedene Nüsse, wie Walnüsse und Haselnüsse, natürlich nur solche, die hier bei uns auch vorkommen, Möhren, Maiskolben und Äpfelchen wurden unter den Baum gelegt. Die Zweige wurden dekoriert mit kleinen Schleifchen, den Tierbildern und den Apfelringen.
Ein Highlight für die Waldvögel stellten sicherlich die kleinen selbstgemachten Vogelfutterrollen mit Sonnenblumenkernen und Sämereien dar.
Nachdem die Tanne festlich dastand, erzählten die Jäger den Kindern und Eltern, was unsere heimischen Waldtiere im Winter gerade so machen. Viele Tiere verschlafen den Winter gar oder ruhen sich lange und feste aus und werden nur zwischendurch mal munter, wenn der kleine Hunger kommt, wie zum Beispiel Eichhörnchen. Auch die anderen Wildtiere leben derzeit auf Sparflamme, um ihre angefutterten Fettreserven zu schonen.
Es ist daher sehr wichtig, sie vor allem bei kalten Temperaturen nicht unnötig zu beunruhigen.
Aus dem Mainhardter Lernort Natur Fundus hatten die Jäger ein paar Tierfelle mitgebracht. Die angehende Jägerin Juli Reber zeigte anhand von Sommer- und Winterfellen, warum die Tiere im Winter auch bei Minusgraden nicht frieren. Das Winterfell von Rehen hat nicht nur eine andere Farbe als im Sommer, es besteht auch aus dichten langen Haaren, die isolieren und die Wärme halten können. Die Kinder durften alle den Unterschied fühlen, und die Hände einmal in das dichte Winterfell halten. Auch eine Sauschwarte machte schnell klar, woher der Spitzname “Borstentier” kommt. Hartes, dichtes Fell und eine ganz dicke Haut, damit kommen Wildschweine nicht nur gut durch den Winter, sondern auch problemlos durch jede Brombeerhecke. In der Fragerunde, was die Tiere gerade im Wald und auf den Feldern zum Fressen finden, stellten die Kinder schnell fest, dass Brombeeren nicht nur den Rehen gut schmecken, sondern auch uns Menschen. Die Rehe fressen an den Blättern, aus denen wir uns einen Tee kochen könnten, und wir freuen uns über die Früchte, um daraus leckere Marmelade zu kochen. Zum Glück gibt es im Wald so viele davon. Bei der Frage von Anika Kupfer, welche Tiere denn vermutlich zu Weihnachten den geschmückten Tannenbaum besuchen werden, wurden sofort zahlreiche Waldbewohner genannt – bis auf einen, wie es Juli Reber nicht entging. Der Waschbär wurde in der Aufzählung bei so vielen Tieren von den Kindern glatt vergessen, und so wurde schnell auch noch etwas zu ihm erzählt. Waschbären sind nämlich sogenannte “invasive Arten”. Obwohl sie sehr niedlich aussehen, sind sie bei uns eigentlich nicht heimisch und können, durch ihre Fähigkeiten zu klettern und zu schwimmen, unserer hiesigen Tierwelt schaden. Sie sind im Wald genauso anzutreffen, wie in Wohngebieten. Wer sie nicht als ungebetenen Gast daheim haben möchte, sollte Katzen- und Igelfutter nicht offen im Garten stehen lassen. Auch das Vogelfutter und Meisenknödel sollten sicher und für den alles fressenden Waschbär unzugänglich ausgebracht werden.
Zu Weihnachten gelten natürlich andere Regeln und dem Waschbär, sollte er hier am Tannenbäumchen vorbeikommen, wird sicherlich auch eine Möhre oder ein paar Äpfelchen gegönnt -vorausgesetzt, er teilt sie mit den anderen Tieren.
Mit einsetzendem Regen wurde vor dem Baum noch ein Weihnachtslied gesungen, und dann machten sich die vielen Kinder und Erwachsenen wieder auf den Weg zurück zum Parkplatz. Dieses Mal jedoch entlang der Straße, damit im Wald innen möglichst schnell wieder Ruhe einkehren konnte.
Und natürlich, damit die vielen Waldtiere vorbeikommen, und ihren Weihnachtsbaum bestaunen konnten.
Anika Kupfer